Bar­rie­re­freie Lan­des­gar­ten­schau 2008

 

Die Lan­des­gar­ten­schau 2008 in der Schlei­re­gi­on wurde ein her­raus­ra­gen­des Er­eig­nis mit über­re­gio­na­ler Be­deu­tung, zu der meh­re­re hun­dert­tau­send Be­su­cher in die­ser Re­gi­on er­war­tet wur­den. Ziel die­ses Pro­jek­tes war es, durch die Aus­stat­tung der Lan­des­gar­ten­schau und nach Mög­lich­keit dem um­ge­ben­den Stadt­ge­biet mit mo­der­ner In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie auch blin­den und seh­be­hin­der­te Men­schen den in­di­vi­du­el­lem Be­such der Lan­des­gar­ten­schau 2008 und der Stadt Schles­wig zu er­mög­li­chen und die­ser Per­so­nen­grup­pe ein ein­drucks­vol­les und nach­hal­ti­ges Be­suchs­er­leb­niss zu er­mög­li­chen.

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Bar­rie­re­freie Lan­des­gar­ten­schau 2008

 

Durch die Maß­nah­men zur Her­stel­lung der Bar­rie­re­frei­heit auf der Lan­des­gar­ten­schau und in deren Um­feld wurde der in­di­vi­du­el­le Be­such für blin­de und seh­be­hin­der­te Men­schen mög­lich. Dar­über­hin­aus wurde die Qua­li­tät und der Er­leb­nis­wert der Ver­an­stal­tung für an­de­re Be­su­cher­grup­pen wahr­nehm­bar ge­stei­gert. Die Ver­an­stal­tung wurde somit für alle at­trak­ti­ver und be­ein­dru­cken­der.
Die vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men hat­ten Mo­dell­cha­rak­ter für die Grup­pe der Blin­den Seh­be­hin­der­ten und wur­den so über­re­gio­nal wahr­ge­nom­men. Durch die in­ten­si­ve Ver­net­zung die­ser Per­so­nen­grup­pe konn­te eine er­heb­li­che über­re­gio­na­le Wer­be­wirk­sam­keit er­reicht wer­den, die po­si­ti­ven Ein­fluss auf die Be­su­cher­zah­len hatte. Die Lan­des­in­itia­ti­ve zur För­de­rung der Teil­ha­be blin­der und seh­be­hin­der­ter Men­schen er­hielt so bun­des­wei­te Auf­merk­sam­keit.

Die vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men bet­te­ten sich ein in das Kon­zept des „De­signs für Alle“, das auf ge­samt­eu­ro­päi­scher Ebene er­ar­bei­tet wurde. Es han­delt sich um ein Prin­zip zur Ge­stal­tung der Um­welt (Pro­duk­te, Dienst­leis­tun­gen) in der Weise, dass alle Men­schen in der Lage sind, gleich­be­rech­tigt an ge­sell­schaft­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten teil­zu­ha­ben. In die­sem Fall waren dies ein­ma­li­ge, tem­po­rä­re und in­sze­nier­te Ver­an­stal­tun­gen, wie sie im kul­tu­rel­len, wirt­schaft­li­chen und po­li­ti­schen Leben all­ge­gen­wär­tig und häu­fig deren Basis sind (z.B. Ur­laub, Tou­ris­mus). Der Aus­schluss von sol­chen Ver­an­stal­tun­gen be­deu­tet mas­si­ve Ein­schrän­kung der Le­bens­qua­li­tät bis hin zur so­zia­len Iso­la­ti­on.

Das Prin­zip der Bar­rie­re­frei­heit wird auf die Ziel­grup­pe der be­hin­der­ten Men­schen be­zo­gen. Das ist un­ver­ständ­lich, zumal deutsch­land- und eu­ro­pa­weit Be­rich­te und Gut­ach­ten immer wie­der her­aus­stel­len, dass die Her­stel­lung von Bar­rie­re­frei­heit im In­ter­es­se aller Men­schen und nicht einer be­stimm­ten Per­so­nen­grup­pe mit be­son­de­ren An­for­de­run­gen er­folgt. So ist be­kannt, dass eine bar­rie­re­frei zu­gäng­li­che Um­welt für etwa 10% der Be­völ­ke­rung zwin­gend er­for­der­lich, für etwa 30 bis 40% not­wen­dig und für 100% kom­for­ta­bel ist.

Die Her­stel­lung von Bar­rie­re­frei­heit von Ver­an­stal­tun­gen bie­tet letzt­lich allen Men­schen einen ein­fa­chen, in­tui­ti­ven und si­che­ren Zu­gang und stei­gert da­durch den Kom­fort, die At­trak­ti­vi­tät und Qua­li­tät von tou­ris­ti­schen An­ge­bo­ten und Dienst­leis­tun­gen. Auf die Lan­des­gar­ten­schau 2008 be­zo­gen be­deu­tet dies, dass durch Bar­rie­re­frei­heit ein zu­sätz­li­cher Per­so­nen­kreis von ca. 15-20 % er­schlos­sen wer­den kann. Durch die über­re­gio­na­le Be­deu­tung die­ses Pro­jek­tes und der damit ver­bun­de­nen Wer­be­wir­kung kann si­cher­lich noch­mals mit einer wei­te­ren Aus­wei­tung der In­ter­es­sen­ten und In­ter­es­sen­tin­nen ge­rech­net wer­den. Be­hin­der­te Men­schen sind zudem sehr re­gio­nen­treu, so dass nach die­sem po­si­ti­ven Ver­an­stal­tungs­er­leb­nis mit wie­der­hol­ten Be­su­chen die­ser Per­so­nen ge­rech­net wer­den kann.

Aus einer Un­ter­su­chung der Uni­ver­si­tät Müns­ter im Auf­trag des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Ar­beit aus dem Jahre 2004 geht her­vor, dass pro Jahr ca. 1,4 Mil­li­ar­den Euro Um­satz al­lein durch Rei­sen schwer­be­hin­der­ter Men­schen ent­steht. Äl­te­re Men­schen, Men­schen mit vor­über­ge­hen­den Un­fall­fol­gen, El­tern mit Kin­der­wa­gen, usw. sind dabei noch nicht be­rück­sich­tigt.
Bar­rie­re­frei­er Tou­ris­mus darf sich nicht auf ein­zel­ne Maß­nah­men be­schrän­ken, wie diese in der Ver­gan­gen­heit mehr­fach rea­li­siert wur­den, son­dern muss sich auf die ge­sam­te tou­ris­ti­sche Ser­vice­ket­te be­zie­hen. Erst durch die Ver­net­zung aller Maß­nah­men zur Er­zeu­gung von Bar­rie­re­frei­heit, d. h. von der In­for­ma­ti­on, der Bu­chung, über An­rei­se, Un­ter­kunft, Ver­pfle­gung, Ver­an­stal­tun­gen, bis zur Ab­rei­se und Er­in­ne­rung wird ein Ur­laub, ein Kurz­ur­laub oder ein Be­such erst wirk­lich bar­rie­re­frei.

Mit die­ser Stu­die ist be­ab­sich­tigt, im Sinne eines Pi­lot­pro­jek­tes die Band­brei­te der Mög­lich­kei­ten und Vor­tei­le auf­zu­zei­gen, die durch ge­eig­ne­te Maß­nah­men zur Her­stel­lung der Bar­rie­rer­frei­heit für Blin­de und Seh­be­hin­der­te, aber auch für Men­schen mit an­de­ren Be­hin­de­run­gen, mög­lich sind.
Das In­sti­tut für bar­rie­re­freie Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie am Fach­be­reich Me­di­en der Fach­hoch­schu­le Kiel will die not­wen­di­gen Maß­nah­men zur Si­cher­stel­lung der Bar­rie­re­frei­heit von Ver­an­stal­tun­gen am Bei­spiel der Lan­des­gar­ten­schau 2008 in Schles­wig auf wis­sen­schaft­li­cher Basis er­ar­bei­ten, aus­füh­ren und op­ti­mie­ren. Dazu wur­den fol­gen­de Auf­ga­ben­pa­ke­te er­ar­bei­tet:

  • Ana­ly­se be­stehen­der me­dia­ler Tech­ni­ken im Hin­blick auf ihre tech­ni­sche Eig­nung für den Ein­satz als In­for­ma­ti­ons- und Füh­rungs­sys­te­me für Blin­de und Seh­be­hin­der­te
  • Er­ar­bei­tung eines Kom­pen­di­ums zur Kon­zep­ti­on und Pro­duk­ti­on von In­hal­ten für Au­dio­füh­rungs­sys­te­me
  • Bei­spiel­haf­te Um­set­zung eines sol­chen Sys­tems für die Lan­des­gar­ten­schau 2008
  • Wis­sen­schaft­li­che Be­glei­tung der Ver­an­stal­tung:
    • Pro­duk­ti­on von Va­ri­an­ten­lö­sun­gen mit Nut­zer­be­wer­tung
    • Op­ti­mie­rung der pro­du­zier­ten Lö­sung durch Nut­zer­be­fra­gung
    • Ak­tua­li­sie­rung der In­hal­te und der tech­ni­schen Lö­sun­gen
    • Ak­tua­li­sie­rung des Kom­pen­di­ums
  • Durch­füh­rung einer wis­sen­schaft­li­chen Ta­gung
  • Pu­bli­ka­ti­on der er­ar­bei­te­ten Er­geb­nis­se
  • Er­ar­bei­tung von An­for­de­run­gen an zu­kunfts­wei­sen­de In­for­ma­ti­ons- und Füh­rungs­sys­te­me für Blin­de und Seh­be­hin­der­te zur Op­ti­mie­rung der Ei­gen­stän­dig­keit und Teil­ha­be
  • Be­ra­ten­de Tä­tig­kei­ten für künf­ti­ge bar­rie­re­freie Ver­an­stal­tun­gen in Schles­wig-Hol­stein

Als Durch­füh­ren­de fe­der­füh­rend waren in die­sem Pro­jekt Frau Silke Haas und Herr Mark Schlichting.

Die Pro­jekt­lei­tung oblag Prof. Dr. Bernd Ves­per - Kon­takt.