Digitale Lösungen für die Zertifizierung von Tierwohlleistungen in der Wertschöpfungskette

Akzeptanz von Tierwohllabel und Potentiale digitaler Lösungen für die Zertifizierung von Tierwohlleistungen in der Wertschöpfungskette Milch

Fördergeber: Promotionsstipendium der FH Kiel im Rahmen des Professorinnenprogramms

Personal: 1 wiss. Mitarbeiter (Doktorandin: Henrike Grotsch)

Ziele: 

  • Analyse der Potentiale digitaler Zertifizierungen von Tierwohlleistungen
  • Analyse der Treiber und Hemmnisse von Milchviehalter*innen zur Etablierung von Tierwohllabel
  • Untersuchung der Akzeptanz zur Nutzung von digitalen Tools zur automatisierten Erfassung und Verbesserung des Tierwohls
  • Tierwohlstandards, Tierwohl und Tierwohllabel aus Sicht der Verbraucher*innen eine empirische Analyse

Die Forderung nach mehr Tierwohl nimmt unter den Verbrauchern*innen in Deutschland immer mehr zu. Während in der Vergangenheit eher die Fleischwirtschaft aus der Sicht vieler Verbraucher*innen als problematisch angesehen wurde, rückt die Milchviehhaltung zunehmend in das Zentrum kritischer Diskussionen (MEHLHOSE et al., 2020: 1). Das Verhalten der Verbraucher hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Es werden in wachsendem Maße Molkereiprodukte nachgefragt, die „mit einem positiven Zusatznutzen für die Tiere“ verbunden sind. Darunter fällt beispielsweise die Bio- oder die Weidemilch (MEHLHOSE et al., 2020: 2). Die Produkteigenschaften, die die Verbraucher*innen mit einem solchen Label in Verbindung bringen, sind in der Regel Vertrauens- und Potemkineigenschaften, die durch die Verbraucher*innen am Endprodukt nicht überprüft werden können (ZÜHLSDORF und SPILLER, 2012: 27; TROMMSDORFF et al. 2006: 1264). Die Zertifizierung der Betriebe sowie die Kontrolle darüber, ob die Anforderungen eingehalten werden, erfolgt durch regelmäßige Audits. Diese sind sowohl für die Landwirte*innen als auch für die Mitarbeiter*innen der Zertifizierungsstelle mit viel Aufwand verbunden (SCHULZE 2008: 205).

Digitale Lösungen bieten nicht nur die Möglichkeit, das Tierwohl in der Milchviehhaltung zu verbessern, sondern auch Tierwohlleistungen der Milchviehhalter*innen automatisiert zu erheben. In Anbetracht der hohen Aufwendungen, die aktuell in die Etablierung neuer Tierwohlstandards (z.B. Pro Weideland, QM Milch+) investiert werden, stellt sich die Frage, welches Potential digitale Lösungen für die Verbesserung von Tierwohlzertifizierungen haben. Trotz der hohen Relevanz gibt es zu dieser Thematik bisher keine Studien. In der Literatur sind lediglich Studien darüber zu finden, wie das Tierwohl durch die Nutzung digitaler Lösungen, z. B. durch eine bessere Krankheitserkennung, verbessert werden kann (z. B. FASCHING 2016: 15 ff.). Auch Leitfäden zur manuellen Tierwohlerfassung und betrieblichen Eigenkontrolle (z. B. EDLER 2016: 23 f.) sind zu finden. Daher soll dieses Thema unter dem Arbeitstitel „Akzeptanz von Tierwohllabel und Potentiale digitaler Lösungen für die Zertifizierung von Tierwohlleistungen in der Wertschöpfungskette Milch“ im Rahmen einer Promotion untersucht werden. Dabei soll auf drei Themenschwerpunkte eingegangen werden: (1) Status Quo & Quo Vadis: aktuelle und zukünftige Tierwohlstandards und deren Potenziale, (2) die Treiber und Hemmnisse für die Nutzung von digitalen Tools und Zertifizierungen zur Verbesserung des Tierwohls sowie (3) die Sicht der Konsumenten*innen auf Tierwohllabel und Einflussfaktoren auf das Kaufverhalten.

Im Rahmen der Dissertation sollen heutige und zukünftige Tierwohllabel sowie Tools zur automatischen Erfassung von Tierwohlleistungen aus der Sicht der Landwirte*innen, der Zertifizierungsstellen und auch aus Sicht der Verbraucher*innen betrachtet werden. Hierfür wird zunächst ein Überblick über aktuell bestehende und zukünftig geplante Tierwohlzertifikate gegeben. Außerdem werden die Einflussfaktoren sowie die Treiber und Hemmnisse hinsichtlich der Etablierung von Tierwohlzertifikaten seitens der Landwirte*innen analysiert. Zudem werden auch die Konsumenten*innen dahingehend befragt, inwiefern Tierwohllabel einen Einfluss auf ihr Kaufverhalten haben und welchen Mehrwert sie mit den verschiedenen Labeln verbinden.