Humusgehalt der Ackerböden in Schleswig-Holstein und deren zukünftiges Kohlenstoffspeicherpotenzial (2021)
Humus umfasst die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz des Bodens. Für die landwirtschaftliche Nutzung bzw. die Bodenfruchtbarkeit ist Humus durch seine Funktion als Nährstoffspeicher und wichtiges Strukturelement von Bedeutung. Neben dieser Funktion ist Humus wesentlicher Kohlenstoffspeicher von terrestrischen Ökosystemen. Eine Veränderung des Humusgehaltes ist somit immer mit einer CO2-Freistzung oder CO2-Fixierung verbunden. Diese Veränderungen beanspruchen lange Zeitintervalle und oft tiefgreifende Änderungen der Bewirtschaftung. In Abhängigkeit von u.a. der Bewirtschaftung, dem Ausgangsgestein und dem Klima wird in der Regel nach einiger Zeit ein Gleichgewicht erreicht, in dem keine wesentlichen Veränderungen der gespeicherten Humusmengen zu verzeichnen sind. Besonders Änderungen in der organischen Düngung und Bodenbearbeitung wurden in der Vergangenheit große Potenziale für die Speicherung weiterer Kohlenstoffmengen vermutet. Exakte und aktuelle Angaben über die Humusversorgung der Böden in Schleswig-Holstein und deren zeitliche Entwicklung fehlen allerdings, so dass momentan keine fundierten Prognosen zur Einschätzung des aktuellen und maximal möglichen CO2-Speicherpotenzials der Ackerböden in Schleswig-Holstein möglich sind.
Im Gesetz zur Energiewende und zum Klimaschutz in Schleswig-Holstein vom 7. März 2017 verpflichtet sich die Landesregierung in § 9 den Erhalt und den Aufbau von Humus in Böden von terrestrischen Ökosystemen durch geeignete Maßnahmen zu fördern. Um allerdings die Ziele dieses Gesetzes erreichen und das Kohlenstoffspeicherpotenzial von Ackerböden in Schleswig-Holstein prognostizieren zu können, ist in einem ersten Schritt (2021) die Abschätzung der aktuell in verschiedenen Bodentypen gespeicherten Humusmengen (Ober- und Unterboden) erforderlich. Hierzu werden vorhandene Datensätze unter Heranziehung geeigneter und erprobter Prognosemodelle genutzt, um eine erste Abschätzung des Kohlenstoffspeicherpotenzials durchzuführen. In einem zweiten Schritt (2022) sollen fehlende bzw. nicht durch aktuelle Daten repräsentierte Standorte ergänzend aufgenommen und beprobt werden. Gleichzeitig wird es möglich sein für ausgewählte Standorte bzw. hinsichtlich der vorhandenen Datensätze mögliche Auswertungen der zeitlichen (historischen) Entwicklung durchzuführen. Nur so wird eine konkrete Prognose des tatsächlichen Kohlenstoffspeicherpotenzials von Ackerböden in Schleswig-Holstein ermöglicht.