"interesting times?" von Marie-Luise Liebe
Ab dem 05. März 2020 präsentierte Marie-Luise Liebe ihre Ausstellung „interesting times?“ im Bunker-D. Die Kielerin beschäftigte sich in ihren Fotografien, Installationen und Objekten mit hochaktuellen Themen wie Frieden, Migration und Flucht. „Meine Motive sollen die Besucher berühren oder erschrecken und zum Nachdenken anregen“, so Marie-Luise Liebe.
Schon auf dem Weg zur Galerie konfrontierte die Künstlerin die Besucher mit dem Thema der Migration. Auf der Treppe zur Galerie legte sie nämlich „Spuren“, die sie seit 2007 fotografisch festhält. Sie zeigten verschiedenste Fußabdrücke: groß, klein, nackte Sohlen auf hellem Sand, Schuhabdrücke auf nassem Asphalt oder brauner Erde. In der Galerie angekommen, setzte sich das Thema der Flucht fort. Im südlichen Galerieraum präsentierte die Künstlerin Serien mit Aufnahmen von zerstörten Schiffwracks von einem sizilianischen Bootsfriedhof. Beim Fotografieren musste sie an die Situation der Flüchtlinge denken: „Die unbekannten Schicksale der Boote und besonders die Schicksale der Flüchtlinge auf ihrer Fahrt ins Ungewisse ließen bei mir viele Fragen entstehen“, so Liebe. Doch die Künstlerin weist auch auf den Tod vieler Menschen während ihrer Flucht hin. So gedenkt sie in ihrem Werk „N.N.“ den unbekannten Verstorbenen und wies die Besucher durch gehängte Tafeln schonungslos auf die schrecklichen Todesursachen hin.
In ihren Fotografien, Installationen und Objekten befasst sich Liebe aber auch mit dem Thema Frieden. Als Kind habe sie den Krieg miterlebt und heute noch die Nächte bei Fliegeralarm in Erinnerung. „Später habe ich oft gefragt: Wie konnte der Krieg passieren? Und heute frage ich: Was kann ich für den Frieden tun? Denn der Frieden ist das höchste Gut - für alle“, so Liebe. Als Symbolik für den Frieden nutzt die Künstlerin Eier, denn sie stehen für das neue Leben, für die Zukunft und für Hoffnung. Wie der Friedenszustand sind diese zerbrechlich und müssen mit Vorsicht behandelt werden. In der mehrteiligen Werkgruppe „PEACE – FRAGILE! HANDLE WITH CARE!“ legte sie das Ei mit dem Aufdruck Frieden - übersetzt in 14 Sprachen - in schützende Kinderhände. Außerdem installierte sie in der Galerie einen Eierstand mit handgefertigten Eiern aus Ton, die das Wort Frieden in verschiedensten Sprachen trugen. Die Eier konnten käuflich erworben werden: „So kann jeder Besucher ein Stück Frieden mit nach Hause nehmen“, so Marie-Luise Liebe.
Die Ausstellung von Marie-Luise Liebe musste aufgrund des Corona-Viruses leider vorzeitig beendet werden.
Marie-Luise Liebe wurde in Meldorf geboren. Sie studierte Zahnmedizin in Berlin und Epidemiologie in den USA. Liebe betrieb eine Zahnarztpraxis in Kiel, ist nun aber im Ruhestand. Seit 1996 hat sie ihre Kunstwerke in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen präsentiert.