"Kollateralkunst Kiel" von Olrik Kohlhoff
Vom 15. November bis 12. Dezember stellte der realistische Zeichner Olrik Kohlhoff seine Werke unter dem ironisch anmutenden Titel „Kollateralkunst Kiel“ im Bunker-D aus. Der gebürtige Pinneberger präsentierte Kohle- und Kreidezeichnungen im unterschiedlichsten Format, Fotografien mit Texten und spielerische Plastiken. Der 47-Jährige entführte die Besucher in eine besondere Atmosphäre, die dem Betrachter ein abschließendes Urteil unmöglich machte.
Für den Künstler ist gerade diese Ambivalenz in seinen Bildern bedeutend. Äußerlich sind seine Zeichnungen in Schwarz-Weiß von Perfektion geprägt, doch schaut man genauer hin, erkennt man einen Twist. „Da sind Abgründe“, sagt der Künstler. Seine Werke seien manchmal düster, manchmal auch abgründig, doch man kann sich nie sicher sein, was man wirklich sieht. Diese Irritationen werden von dem vordergründigen Realismus noch verstärkt.
Die zentralen Motive seiner Arbeiten sind der Mensch und auch das Tier in der Natur. Die Vielfältigkeit der Natur hat dabei eine ganz besondere Wirkung auf Kohlhoff, da diese viele Gegensätze in sich vereint: „Schön, bedrohlich, tödlich, melancholisch, sättigend und auch lustig. Man kann sich nie wirklich sicher sein. Das macht nachdenklich.“ So zeigt das eigens für die Ausstellung angefertigte Großformat in Schwarz-Weiß, zwei rudernde Männer in einer Waldsituation. Das Wasser scheint zu leuchten, auch die Männer beobachten die Situation und schauen besorgt und angsterfüllt auf den Fluss. Was aber war passiert? Kohlhoffs Arbeiten haben erzählerische Momente, wie die Geschichten aber ausgehen, bleibt für den Betrachter bis zum Schluss offen.
Inspiration findet der Künstler in vielfältigen Materialen. Gerne bedient er sich an alten „National Geographic Heften“: „An irgendeinem Foto halte ich mich fest, da ist etwas, was mich interessiert und daraus entwickle ich dann assoziativ neue Bilder.“ Eingebungen im Alltag bewahrt Kohlhoff in seinem Skizzenbuch in Form einer briefmarkengroßen Zeichnung, die später auf Papier weiterentwickelt wird. Für den Künstler stellt Zeichnen ein Erkenntnisprozess dar: „Wenn ich nach Sicht zeichne, die Dinge festhalte, sie konserviere und ich glaube, dass das ein ganz wichtiges Prinzip von jeder Kunst ist, dass es eine tiefe Befriedigung schafft, wenn man es schafft, die Zeit, die zerrinnt, festzuhalten“
Olrik Kohlhoff, 1971 in Pinneberg geboren, lebt und arbeitet in Kiel. Von 1993 bis 2000 studierte der gebürtige Schleswig-Holsteiner an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und spezialisierte sich dort auf den Bereich Graphik. Seitdem stellte der realistische Zeichner vielfach national aus und ist als Lehrbeauftragter an der Muthesius Kunsthochschule tätig.