Pressemeldung
Vorwitzige Flora und verfremdete Fauna – Svenja Maaß und Stefanie Woch im Bunker-D
von Frauke Schäfer
Einen seltsamen Kosmos aus Lebewesen, Pflanzen und Landschaft präsentieren Svenja Maaß und Stefanie Woch ab dem 8. März 2018 im Bunker-D der Fachhochschule (FH) Kiel. „Außerirdische Pfefferminze“ haben die beiden Künstlerinnen ihre erste gemeinsame Ausstellung genannt, in die Kunsthistorikerin Susanne Petersen vom Museum Schloss Eutin um 18 Uhr einführt.
Die Figuren in den Arbeiten von Svenja Maaß erscheinen zunächst vertraut, fast altbekannt: In den Leinwandarbeiten und einer Serie von Übermalungen, für die Maaß meist Buchseiten aus Bildbänden als Ausgangsmaterial verwendet, sind häufig Tiere die Protagonisten. Die Künstlerin „zerspielt“ Vorhandenes, spiegelt es mit mehr oder weniger offensiven malerischen Eingriffen, doppelt, fragmentiert und setzt wieder neu zusammen.
Stefanie Wochs Objekte muten auf den ersten Blick floral an, sind aber tatsächlich hochartifiziell. Um die Bilder herum und aus den Bildern heraus rankt und wuchert es, über Wände und Boden in den Raum hinein. Die Objekte bestehen aus Wolle und Wäscheleine, Biegedraht, Beton, Kabelbindern, Staubwedeln und Konfetti. So ragen am Fuße eines gehäkelten Gletschers püschelige Gewächse empor, eine Ansammlung Blumesken gibt sich landschaftlich. Und, igitt, da kriecht eine Nacktschnecke!
Ihre Arbeitsweise, erklären die Künstlerinnen, fuße auf der genauen Beobachtung von Vorhandenem, basiere auf herrlich unwissenschaftlichem Studium der Natur. Svenja Maaß dekonstruiert und setzt in ihren Malereien collageartig neu zusammen; Stefanie Woch vollzieht in ihren Objekten und Installationen intuitiv Wachstumsprozesse nach. So erschaffen beide eine Art „Nebenwirklichkeit“, hinterfragen augenzwinkernd Realität und Wahrnehmung. Mit ihrer Ausstellung verwandelt sich der Bunker-D, der doch ursprünglich als Schutz- und Zufluchtsort erbaut worden war, temporär in eine Arche für Flora und Fauna, in ein Kabinett für Krudes und Rares… Nicht ausgeschlossen, dass sich darunter auch außerirdische Pfefferminze befindet.
Die Künstlerinnen
Stefanie Woch (*1971) studierte Malerei an der HBK Braunschweig. Von ihrem Atelier in Wolfsburg aus geht der Blick in den Garten, den Stefanie Woch intensiv beobachtet. Manchmal bemerkt sie darin Dinge, die andere nicht sehen. Nach einem Arbeitsstipendium in und mehreren Reisen nach Island verstärkt sich ihr künstlerisches Interesse an den Besonderheiten der kargen, von Naturgewalten geprägten Landschaft Islands. Neben Malereien entstehen seit 2013 auch Häkel-Objekte und Installationen.
www.stefaniewoch.de
Svenja Maaß (*1977) studierte ebenfalls an der HBK Braunschweig und lebt heute in Hamburg. In ihren Leinwandarbeiten, Collagen und Übermalungen verweben sich verschiedenste Elemente zu neuen, fast surrealen Welten. Die komplexen, meist mit subtilem, manchmal auch schwarzem Humor zusammengestellten Kompositionen widersetzen sich spontanen Erwartungen. Sie bleiben „offen“ und ohne eindeutigen Sinn.
www.svenjamaass.de