"WATCHOUT" von Stephan-Maria Aust
Vom 09. März bis zum 05. April 2017 stellte Stephan-Maria Aust unter dem Titel „WATCHOUT“ seine fotografischen Arbeiten im Bunker-D aus. Er präsentierte vielfältige Werke, die von Unterwasseraufnahmen und porträtierten Kanaldeckeln zu Mondfotografien reichten.
In der Ausstellung zeigte der Künstler eine Auswahl seiner Fotografien, die unter dem Titel „WATCHOUT“ zum Aufpassen aufforderten. Der Betrachter soll eine andere Sichtweise und Position einnehmen, um Neues zu entdecken.
Einen wesentlichen Teil der Ausstellung nahmen Gullys ein, denen Aust einen ganzen Raum der Galerie Bunker-D widmete. Ob klein, groß, aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern - die unscheinbaren Straßenklötze sind seit 2005 wichtige Bestandteile seiner künstlerischen Arbeit. War es anfangs die Struktur, die den Künstler fasziniert hat, geht es ihm nun um die porträthafte Darstellung. Der ehemalige Werbefotograf sieht Gullys als Individuen und bildet diese in ihrer eigenen persönlichen Umgebung ab. Etwas Banales wie ein Kanaldeckel wird durch die Darstellung von Stephan-Maria Aust zu etwas Einzigartigem. Es scheint als würde jeder Deckel seine eigene Geschichte erzählen. Besonders bewegend ist das Ereignis hinter der Arbeit „Duisburg#21“. Kurz nach dem Unglück auf der Loveparade am 24. Juli 2010, bei dem 21 Menschen starben, hat der geborene Duisburger an der Unfallstelle einen Kanaldeckel porträtiert, sodass im Hintergrund Gedenkkerzen zu sehen sind. „Es sind genau 21 Kerzen, obwohl hunderte dort standen“, so Aust, der diesen Ausschnitt unbewusst wählte. Das Bild positionierte der Künstler unter der Originalinschrift des Bunkers: „Deutscher! denke u. schweige.“
Akustisch begleitet wurden die Bilder durch eine Soundinstallation. Im Wechsel waren Geräusche überfahrener Gullys und Gedichte, gelesen von Heike Winter, zu hören. Die Gedichte stammten aus dem gemeinsamen Kunstbuch „StreetLyrics“, in dem zu den Fotografien der Kanaldeckel von Stephan-Maria Aust Gedichte in Deutsch, Englisch und Schottisch-Gälisch zu finden sind. Die deutschen Verse schrieb Heike Winter. „Ich trete mit den Gullys in Resonanz oder auch anders herum“, so Winter über die Entstehung ihrer Texte.
Als Bruch zu dem Harten und Beständigen der Kanaldeckel spielte der Künstler im zweiten Raum der Galerie mit den Elementen. Immer wieder wurde auch das Vergängliche thematisiert. Inszeniert wie Leuchtkästen strahlten einen die blau-grünen Farben der Werke „Scapa II, V und VI“ an. Sie zeigen Unterwasseraufnahmen einer gesunkenen deutschen Flotte im Norden von Schottland. Dicht bewachsen liegen die Wracks in den Tiefen der See. Durch die Fotografie macht Aust etwas sichtbar, das nicht für jeden zu sehen ist.
Ebenfalls unter Wasser entstand das Titelbild der Ausstellung „Druckluft“, das aufsteigende Luft aus der Tiefe des Meeres zeigt. Die Luftblasen bleiben dabei nur durch den Druck in Form. Während sie aufsteigen, dehnen sie sich aus und verbinden sich an der Oberfläche mit ihrem ganzen Selbst, der Luft über Wasser. Vergleichbar ist dies laut Künstler mit dem Druck in der Gesellschaft. Nur wenn wir diesen raus lassen, können wir wieder zu uns selbst finden. Das Werk spielt dabei mit der Irritation des Betrachters, da es auf den Kopf gestellt ist und so zunächst das logische Denken in Frage stellt. Druck ist auch Gegenstand der Bilder „Die Geister, die ich rief“, „intoxication of deepness“ und „live stream“. Hier möchte der Fotograf die permanent hochgeschraubten Anforderungen im Kunstbereich durch eine spezielle Technik außer Kraft setzen. Ergebnis dieser Experimente sind Fotografien mit Farbpfützen und umgeschlagenen Farben. Außerdem richtete Aust auch ein kleines Experimentalkabinett im Bunker-D ein.
Neben dem Wasser nimmt der Wahlschotte auch den Vollmond als Element in sein Portfolio auf. Er zeigte unter anderem einen strahlend orangen Blutmond in dunkler Nacht und einen Mond umgeben von vorbeiziehenden Wolken.
Gesellschaftskritisch wurde es bei den Werken „La Tristesse“, „Coming Home“ und „Eating Out“. Aust spielte bei diesen Fotografien auf die Isolation in der Menschenansammlung Stadt an. „Persönliches Empfinden findet kaum noch statt“ kritisiert der geborene Duisburger.
Nach seinem Studium und seiner Ausbildung war Aust bis 2012 erfolgreicher Werbefotograf in Düsseldorf. Zu seinen Kunden zählten unter anderem Nikon, Veltins und Ritter Sport. Auch schon während seiner Arbeit, widmete er sich künstlerischen Projekten wie ‘night clouds’. Das besondere an Austs Arbeit ist, dass der Künstler seine Motive nicht stellt. Er fotografiert authentische Situationen. Die Bildkomposition findet im Sucher der Kamera und nicht am Computerbildschirm statt.