"Endspiel" von Ulrike Theusner

Vom 16. November bis 07. Dezember 2017 stellte Ulrike Theusner ihre vielfältigen Werke unter dem Titel „Endspiel“ im Bunker-D aus. In ihren Holzdrucken, Radierungen sowie Pastell- und Tuschezeichnungen widmete die Künstlerin sich vor allem gesellschaftlichen Themen, die auf eigenen Erlebnissen aber auch auf Fantasien beruhten. 

 

„Gasping Society“ oder „The tragig life of desperate artbitches“:  Mit provokanten Titeln wie diesen, machte das ehemalige Model in einem der Galerieräume die missglückte Beziehungsaufnahme zwischen Menschen zum Thema. So stellt Theusner in der Serie „Das traurige Leben von verzweifelten Kunstschlampen“[1]ihre ersten Erfahrungen als idealistische Absolventin im Kunstmarkt dar. In den sieben monochromen Kaltnadelradierungen kritisiert die Grafikerin, dass es bei Kunstobjekten mehr um Investments als um Aussagen geht. Außerdem weist die 35-Jährige auf die Schwierigkeit hin, sich als Frau im Kunstmarkt durchzusetzen.

Leuchtende Farben von Tusche und Pastell auf Papier nutzte Theusner für ihre Serie „Gasping Society“. In der „Gesellschaft in der Schnappatmung“ stellte die Künstlerin 16 kleinformatige Zeichnungen sowie eine 2,5 x 4,0 Meter große Arbeit aus. Das Triptychon „Die Parade“ aus 2015 zeigt einen Karnevalsumzug, bei dem riesige Grimassen von uniformierten, trommelnden Menschen begleitet werden. „Es thematisiert eine gesellschaftliche Entwicklung, in der Irrtümer sich immer wieder zu wiederholen scheinen. Daher ist es ein Bild, das nicht nur in der jetzigen Situation, sondern immer aktuell sein wird“, so Theusner.

Neben der gestörten Beziehung zwischen den Menschen, setzte die Künstlerin in „Endspiel“ den Fokus auf die Umgebung von Lebewesen. Motive wie selbstgeschaffene Orte,  Paradiese und zersetze Realitäten erschuf Theusner mit unterschiedlichsten Materialien. Hier fand auch die einzige Installation der Ausstellung „BIOSPHAERE II“ ihren Platz, die mit der Erzählung „Der Traum eines lächerlichen Menschens“ von Fjodor Dostojewski hinterlegt war.

Mit ihrem breiten Spektrum an künstlerischen Ausdrucksformen möchte Ulrike Theusner eine Diagnose stellen. „Wenn ein Kunstwerk soweit gehen kann, möchte ich den Betrachtern einen Ausweg liefern“, sagte die Künstlerin. „Kunst kann man als Heilmittel, Plattform oder als Ventil für tieferliegende Gefühle und Ängste verstehen. Kann der Zuschauer sich mit einem Werk identifizieren, hat er auch ein Ventil. Das ist der Sinn von Kunst!“

Ulrike Theusner (geboren 1982) studierte zwischen 2002 und 2008 Freie Kunst in Weimar und Nizza. Sie stellte bereits international in Paris, New York  und Shanghai aus. Theusners Arbeiten wurden schon mit zahlreichen Preisen gewürdigt, wie dem Grafik-Preis der Ilstraud Glock-Grabe-Stiftung und dem ersten Preis der European Print Triennale Toulouse. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Weimar.


[1] Jegliche deutsche Titel sind frei von der Künstlerin übersetzt