"Die Innenausstattung der Macht" von Wolfgang Meyer-Hesemann
Vom 30. Juni bis 27. Juli 2016 fand in den Galerieräumen des Bunker-D die Ausstellung „Die Innenausstattung der Macht – eine biografische Inszenierung 1998 bis 2009 – meine Jahre als Staatssekretär“ des Künstlers Wolfgang Meyer-Hesemann statt. Darin präsentierte er Fotografien in Serie und verschiedene Büro-Exponate aus seiner Zeit als Staatssekretär.
Wolfgang Meyer-Hesemanns Fotografien zeigten Kugelschreiber, Brillen, Schuhe und Aktentaschen. Dinge, die er selbst getragen und benutzt hat, als er noch Staatssekretär im Ministerium für Bildung und Frauen in Schleswig-Holstein war. Dicht an dicht, klar strukturiert, hingen die Fotografien an den Bunkerwänden und standen scheinbar stets unter Beobachtung: Die Betrachterin bzw. der Betrachter schaute sie an, aber auch die Fotografien von Brillen an den Kopfseiten der Ausstellungsräume sorgten inszeniert für Kontrolle und Observation. Vielleicht sollte durch die Sehhilfen das Amt des Staatssekretärs durch andere Augen wahrgenommen werden? Seine Fotografien, so sagt er, sollten jedenfalls an Insektenkisten erinnern, in denen Sachen gesammelt werden. Die Schatten der Gegenstände bewirken Plastizität. Es handelt sich dabei nicht um Werbefotografie, auch wenn auf dem ersten Blick alles wirkt wie aus dem Katalog.
Einen besonderen Einblick in das Amt des Staatssekretärs erhielten die Gäste durch einige kryptische Listen, Mappen und Terminkalender, die der Künstler ausgestellte: Bestimmte Kalendereinträge schwärzte er aus Datenschutzgründen teilweise, einige Listen lagen auf einem Aktenbock aus und luden zum Durchblättern und Rätselraten ein. Etwas „Bürogrün“ stand neben einer Fotografie-Präsentation, die an die Wand im kleinen Ausstellungsraum geworfen wurde. Doch nicht nur die bürotypischen Pflanzen stachen aus der Ausstellung hervor, sondern auch die Hirschgeweihe, die jeweils zwischen den Brillen Fotografien der Brillen hingen. „Wie ein Platzhirsch wirken sie. Sie sollen die alte Atmosphäre in den Behörden verdeutlichen. Kein Glamour“, erklärt Meyer-Hesemann die außergewöhnlichen Ausstellungsstücke. Die Ausstellung wirkte ein wenig rätselhaft, merkwürdig und ein Stück weit ironisch. Die klare Struktur stand trotzdem im Kontrast zum Bunker-D. „Damit die Spannung nicht weg geht“, so Meyer-Hesemann. Der Künstler betonte, dass die Ausstellung keine Abrechnung mit seinem Amt und kein politisches Spektakel sei – sie sei lediglich autobiografisch und enthalte eine Art Sammlung an Dingen aus seiner Zeit als Staatssekretär.
Wolfgang Meyer-Hesemann wurde 1964 in Niedersachsen in Quakenbrück geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und Philosophie und arbeitete nach seiner Promotion als Richter, Verwaltungsbeamter und Staatssekretär. 2009 schied Meyer-Hesemann aus dem aktiven Dienst aus und widmete sich ganz seiner Arbeit als freier Fotograf. Seither stellt er in ganz Schleswig-Holstein aus.