Pressemeldung

Vladimir Sitnikov „20 Jahre Arbeit – geht so“: Malerei im Bunker-D

von Dr. Claudia Toll

„20 Jahre Arbeit“: Dieser Titel der Ausstellung ist eine Anspielung auf eine Rückschau von Wladimir Majakowskij, die 1930 in Moskau gezeigt wurde. Im Bunker-D der Fachhochschule Kiel (FH Kiel) sind ab 12. März 2015 Arbeiten von Vladimir Sitnikov versammelt, die in den Jahren 1995 bis 2015 in Kiel und Umgebung entstanden sind. Aus seinem vielseitigen und umfangreichen Werk hat der Künstler ausschließlich Ölbilder aus verschiedenen Zyklen ausgewählt und völlig neu zusammengestellt, und zwar so, dass sie sich in den zwei Räumen des Bunkers wie ein Fries oder eine Endlosschleife aneinanderreihen. Dabei verändert sich die Wirkung sowohl der einzelnen Bilder wie auch der Montagen, ganz ähnlich wie es beim sogenannten Kuleschow-Effekt geschieht, bei dem ein Still, ein unverändertes (Film-)Bild, allein dadurch, dass es in wechselnden Kontexten und Sequenzen gezeigt wird, jedes Mal andere Assoziationen und Emotionen auslöst.   

Sitnikov greift damit zugleich aber auch ein Grundprinzip der russischen Ästhetik auf: Jedes Werk entsteht durch ständig erweitertes Aufbauen, die einzelnen Teile werden immer wieder anders zusammengestellt und angeordnet, und durch diese Art von Suchbewegung nehmen sie schließlich eine endgültige Gesamtform an. Dieses Prinzip, nach dem Sitnikov vorgeht, zeigt sich bereits in den ersten großformatigen Ölbildern, die zeitgleich im Foyer der Fachhochschule („Terra incognita“ und „Alma Mater“ von 1996) oder in anderen Räumen des Bunkers („Hände hoch“ von 2010) zu sehen sind. Für die aktuelle Ausstellung im Bunker-D sind die Bilder, quasi wie in einem Kartenspiel, neu gemischt. So ist „20 Jahre Arbeit – geht so“ eine kleine Retrospektive, aber zugleich ist etwas Neues entstanden: Sichtweise und Aussage haben sich verändert. Eingearbeitet hat Sitnikov dabei auch die Bilder der Serie „Kieler Köpfe“, die er gerade fertig gestellt hat.  

In einem weiteren Raum des Bunker-D sind zudem Bilder zu sehen, die die 33 Buchstaben des kyrillischen Alphabets zeigen, angeordnet nach den Prinzipien der poetischen Kunstsprache der russischen Futuristen. Sie sind vom Künstler gedacht als eine „Einladung zum Selbstgespräch“.  

„Geht so“ lässt sich lesen wie eine belanglos daherkommende Antwort, kann aber angesichts der Fülle der Werke nur ironisch und scheinbar so beiläufig gemeint sein, denn auch hier kommt es auf die Betonung, sprich auf den Kontext an.  

Dr. Claudia Toll (ct)  

Die Vernissage zu „20 Jahre Arbeit – geht so“ findet am Donnerstag, 12. März 2015, ab 18 Uhr im Bunker-D statt. Die Ausstellung ist bis zum 8. April 2015 mittwochs während der regulären Öffnungszeiten des Bunker-D von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Termine nach Vereinbarung unter bunker-d(at)fh-kiel.de.   

Hintergründe zum Künstler  
Der gebürtige Russe Vladimir Sitnikov studierte von 1979 bis 1985 an der Buchgraphischen Fakultät der Moskauer Kunstakademie. Anschließend war er als Kunstredakteur und Art Director für graphische Gestaltung im Verlag „Kniga“ tätig. Bevor er mehrere Jahre als freiberuflicher Graphikdesigner, Illustrator und Buchgestalter arbeitete, leitete er von 1988 bis 1989 den Bereich Graphik und Drucktechniken im Moskauer Druckstudio „Estampe“. Seit 1996 lebt Sitnikov in Kiel. Er arbeitete bereits mit der Muthesius Kunsthochschule zusammen und war einige Jahre war er Dozent im Institut für Kunst und ihre Didaktik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seit 2000 doziert er im Fachbereich Kunst und Gestaltung an der Volkshochschule Kiel. Der freischaffende Künstler hat bisher an mehr als einhundert Gruppenausstellungen teilgenommen und 40 Einzelausstellungen im In- und Ausland organisiert.    

Hinweise für die Presse   
Gelegenheit für ein Interview und Fotoaufnahmen besteht nach Anmeldung am Mittwoch, 11. März 2015, im Bunker-D der Fachhochschule Kiel (Schwentinestraße 11, 24149 Kiel). 

(Bilder: „Kieler Nachrichten“ aus dem Zyklus „Kieler Köpfe“, 2014 bis 2015 / Öl auf Leinwand / jedes Bild 120x100 cm / Copyright: Vladimir Sitnikov)