"Immernocheinmal" von Till Lichtenberg
Vom 2. Dezember 2010 bis zum 5. Januar 2011 stellte der Fotokünstler Till Lichtenberger in der Galerie des Bunker-D aus. Er zeigte Werke aus unterschiedlichen Genres, darunter auch Kurzfilme, Fotogramme und sein einzigartiges Basteldiplom.
Der gebürtige Kieler Till Lichtenberger machte 2009 seinen Abschluss an der Muthesius Kunsthochschule, wofür er sowohl Aufgabenstellung als auch Fachbereich und Prüfung eigenständig und komplett neu konzipierte. So entstand das vermutlich weltweit einzige Basteldiplom, das im künstlerischen Sinne dem Prinzip der Collage entspricht. Jede Seite beweist aufs Neue die besondere Gedankenvielfalt des jungen Künstlers, der Texte, Bilder, Typografien und ganze Seiten kreativ und eigensinnig miteinander verbindet – mal ergänzend, mal kontrastierend.
Eines der zentralen Motive seines Basteldiploms, nämlich Chaos und Ordnung, entwickelte Lichtenberger später in seinen gezeichneten Muster-Universen weiter. Auf diesen zeichnete er Reihen von z. B. Kreisen, Dreiecken oder Sternchen, die sich bis ins Unzählbare wiederholten. Dabei überließ er seiner Hand dem Zufall, sodass schließlich jedes dieser kleinen Universen Ordnung und Chaos vereint. Außerdem ist jedes mit dem exakten Zeitpunkt seiner Fertigstellung versehen, so wie es der Künstler mit all seinen Werken hält.
Gegenstand mehrerer der gezeigten Arbeiten war außerdem die Robinie, die Lichtenberger beim Blick aus seinem Fenster oftmals fotografisch beobachtet. Dieser Baum spielt unter anderem die Hauptrolle in der Fotosequenz „Meisenknödelrollo“ – einer vom selben Standort aufgenommenen Bilderserie, die durch flatternde und pickende Meisen variiert.
Das Zentrum der Ausstellung bildeten vier große Farbfotogramme mit dem Namen „Making of the Universe“. Für die Planeten und Sterne breitete der Künstler beispielsweise Linsen und Kristallgläser auf dem Fotopapier aus und bearbeitete die Szene mit einer präparierten Taschenlampe in einem völlig dunklen Raum. Um sie fixieren und weiter bearbeiten zu können, musste er die riesigen Fotopapiere noch in der Dunkelkammer zerreißen. Danach setzte Lichtenberger sie wieder zusammen und vernähte sie sogar.