Am Samstag, 14. August 2021, lief der Dreimast-Toppsegelschoner Thor Heyerdahl in Kiel ein. Das Besondere: An Bord waren 27 Studierende und 3 Lehrende der Fachhochschule Kiel. Zuvor war die Crew eine Woche lang auf der Ostsee unterwegs. Die Fahrt begann am 8. August in Rostock-Warnemünde. Auf See befassten sich die Studierenden, begleitet von drei Lehrenden und der Crew der Thor Heyerdahl, mit Themen rund um nachhaltige Mobilität.
Die Rückkehr an Land nach einer Woche auf der Ostsee ist keine leichte. „Gefühlt bin ich immer noch auf dem Schiff“, erzählt Prof. Dr. Harald Jacobsen, einer der begleitenden Dozenten, lachend. Und wie war es an Bord? „Bombe! Einfach richtig gut!“ Jacobsen kommt aus dem Schwärmen gar nicht heraus. Es habe ihn gefreut, ein Projekt außerhalb eines Vorlesungsraumes zu unternehmen. „Richtig interessant fand ich auch die Gruppe Studierender, die dabei war.“ Aus allen sechs Fachbereichen der Fachhochschule Kiel waren Studis mitgesegelt – insgesamt zehn Studiengänge kamen in der Projektarbeit auf hoher See zusammen. „Das war ein extrem bunter Haufen. Das hat mir richtig Spaß gemacht, das Interdisziplinäre“, sagt der Professor vom Fachbereich Informatik und Elektrotechnik.
Auch die teilnehmenden Studierenden Inger-Roxanne Meyer und Christian Arriens mussten an Land erst mal Eindrücke verarbeiten. Und die waren mannigfaltig. Beide schwärmen davon, vom Schiff aus in die Ostsee zu springen. „An einem Tag hatten wir Landgang. Auf dem Rückweg konnte ich von einer Insel zum ankernden Schiff schwimmen. Da hatte ich richtig das Piratenfeeling“, erzählt Christian Arriens lachend. Der Master-Student der Elektronischen Technologien hatte viele Gründe, für die Teilnahme. Er beschreibt sich als „segelbegeistert“. Besonders wichtig war ihm aber auch, nach den Corona-bedingten Semestern im Homeoffice mal wieder ein besonderes Modul wahrnehmen zu können. „Ein interdisziplinäres Modul ist für mich immer eine Möglichkeit, aus meiner Ingenieurs-Perspektive raus zu kommen und andere Perspektiven kennenzulernen.“ Die beste Perspektive hatte er wohl am Ende der Reise, als die Thor Heyerdahl in der Kieler Förde eintraf. „Ich durfte währenddessen ein Segel auf einem Mast einpacken. So konnte ich aus 25 Metern Höhe beobachten, wie wir in die Förde einliefen.“ Studieren unter Segeln bedeutet für ihn auch: „Ein Segelschiff kennenzulernen, das ist auch eine Art Studium.“
Auch das studentische Crew-Mitglied Inger-Roxanne Meyer, die ihren Bachelor in Agrarwirtschaft macht, hatte schon vorher Segelerfahrungen gesammelt. Ihr ging es bei ihrer Teilnahme besonders darum, diese Erfahrungen zu wiederholen. Wenn sie könnte, so schwärmt sie, wäre sie bei der nächsten Fahrt sofort wieder dabei. Ihre Aufgabe an Bord betraf das Vorsegel. „Um das ein- und auszupacken, muss man auf dem Klüverbaum herumklettern, der vorne am Schiff absteht. Das bei voller Fahrt zu tun, war eine richtig coole Erfahrung“, erzählt sie. Die theoretischen Inhalte ihrer Präsentation über „Antriebe zu Wasser“ fand sie auf dem Schiff wieder. „Wir konnten ein paar Bilder von den unterschiedlichen Antrieben verschiedener vorbeifahrender Schiffe machen und die in unsere Präsentation einbauen.“ Die Begeisterung geht bei ihr so weit, dass sie sich während des nächsten Ausbildungstörns im September zur Besatzung der Thor Heyerdahl ausbilden lassen möchte.
Über diese Segelbegeisterung freut sich der Kapitän der Thor Heyerdahl, Alexandre Piorier, sehr. „Gerade weil es Kieler Studierende sind, die eine räumliche Nähe zur Thor Heyerdahl haben, freuen wir uns, wenn sie sich auch über das Projekt hinaus der Thor Heyerdahl verbunden fühlen.“ Der Kapitän des in Kiel beheimateten Schiffs ist auch vom Pilotprojekt „Studieren unter Segeln“ überzeugt. „Das Schiff erfordert sowohl kräftemäßig als auch lernmäßig eine Menge Einsatz, den haben alle Studierenden in hohem Maße eingebracht“, resümiert er. „Wir hatten anfangs anspruchsvolles Wetter, und sind auch zwei Nächte durchgesegelt.“ Poirier beschreibt die Reise als „erfolgreich abgeschlossen“ und betont, dass dieses Lob allen Beteiligten zustehe – sowohl der ehrenamtlichen Stammbesatzung der Thor Heyerdahl als auch den Studierenden und den Lehrenden der Fachhochschule Kiel.
Das Konzept „Studieren unter Segeln“ fand so bundesweit zum ersten Mal statt. Auf Initiative des Präsidenten der Fachhochschule Kiel, Prof. Dr. Björn Christensen, wurde so Lehre mit Segeln kombiniert. Der Törn mit der Thor Heyerdahl ist ein Pilotprojekt und soll in Zukunft vielleicht erneut stattfinden.