Mädchen mit Roboter und Laptop© A. Hau­schildt
Der Zu­sam­men­bau und die Pro­gram­mie­rung des EV3-Ro­bo­ters waren keine Hürde für die Schü­le­rin­nen.

MIN­T4­girls zu Be­such am FH Kiel Ju­gend­cam­pus

von Nele Be­cker

Gegen 09:00 Uhr tref­fen 15 Schü­le­rin­nen der Kie­ler Ge­lehr­ten­schu­le mit ihrer Leh­re­rin Ma­rei­ke Schnei­der am Ju­gend­cam­pus an der FH Kiel ein. Die Grup­pe trotzt dem reg­ne­ri­schen Kie­ler Herbst­wet­ter und hat be­reits eine kurze Fähr­fahrt über die Förde hin­ter sich. Im ehe­ma­li­gen Café Pen­ne­kamp wer­den die Be­su­che­rin­nen von Sa­bri­na Schön­feld, der Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin des 2020 ein­ge­rich­te­ten FH Kiel Ju­gend­cam­pus, be­grü­ßt. Auch An­ge­la Hau­schildt von der Tech­ni­schen Aka­de­mie Nord, die den Be­such der Grup­pe or­ga­ni­siert hat, er­war­tet sie be­reits.

Nach dem ob­li­ga­to­ri­schen Hände­des­in­fi­zie­ren nimmt die Grup­pe auf den roten und grü­nen Dreh­stüh­len Platz. Das far­ben­fro­he Mo­bi­li­ar lo­ckert so­fort die Stim­mung und er­leich­tert an die­sem grau­en Mor­gen den Start in den Tag. Auch der ki­chern­de Ro­bo­ter Max, der Sa­bri­na Schön­feld zur Seite steht, sorgt für Er­hei­te­rung.

Zwei Roboter©A. Hau­schildt
Von den Ro­bo­tern Mecca­no­id (links) und Max waren die Girls be­geis­tert.

Der Be­such an der FH Kiel ist Teil einer fünf­tä­gi­gen Pro­jekt­wo­che für die Neunt­kläss­le­rin­nen, die sie im Rah­men des Pro­gramms MIN­T4­girls an fünf un­ter­schied­li­che Orte mit MINT-Bezug in Kiel führt.

Ziel des Pro­jek­tes MIN­T4­girls, das die Tech­ni­sche Aka­de­mie Nord ge­mein­sam mit Nord­me­tall und mit Un­ter­stüt­zung der Agen­tur für Ar­beit Kiel und der Kiel­Re­gi­on GmbH ent­wi­ckelt hat, ist es, Mäd­chen für The­men und Be­ru­fe aus den MINT-Fä­chern – also Ma­the­ma­tik, In­for­ma­tik, Na­tur­wis­sen­schaft und Tech­nik – zu be­geis­tern.

Die Pro­jekt­wo­che soll Ein­bli­cke in die Viel­falt der MINT-Welt er­mög­li­chen und auf das Schü­ler*in­nen­prak­ti­kum ein­stim­men, das die Teil­neh­me­rin­nen mit MIN­T4­girls eben­falls in einem dar­auf aus­ge­rich­te­ten Be­trieb ab­sol­vie­ren kön­nen. „Da das Prak­ti­kum für die 9. Jahr­gans­stu­fe vor­ge­se­hen ist, bie­tet sich die Pro­jekt­wo­che ins­be­son­de­re für diese Al­ters­grup­pe an“, er­zählt Leh­re­rin Ma­rei­ke Schnei­der. Die Kom­bi­na­ti­on aus Pro­jekt­wo­che und einem ver­tie­fen­den Prak­ti­kum im MINT-Be­reich ver­spre­che eine nach­hal­ti­ge Be­geis­te­rung für diese The­men.

Zum Ein­stieg stellt Sa­bri­na Schön­feld die FH Kiel und den Ju­gend­cam­pus mit sei­nen viel­fäl­ti­gen Mög­lich­kei­ten kurz vor. Dann kön­nen die Be­su­che­rin­nen sich im Ju­gend­cam­pus um­schau­en und die Ro­bo­ter Max, Mecca­no­id und Cozmo in Klein­grup­pen ge­nau­er ken­nen­ler­nen. Au­ßer­dem lädt ein Aug­men­ted Rea­li­ty-Kunst­werk zum Ent­de­cken und in­ter­ak­ti­ven Rät­seln ein. Ro­bo­ter Max be­ein­druckt mit sei­ner Hey Ma­c­are­na-Per­for­mance: „Oh, der ist so süß!“, rufen ei­ni­ge ent­zückt und zei­gen sich be­geis­tert dar­über, wie rück­sichts­voll Max mit sei­ner Um­welt um­geht. Auch mit Ro­bo­ter Mecca­no­id plau­dern die Mäd­chen mun­ter drauf los, und bei der Lö­sung des Aug­men­ted-Rea­li­ty-Rät­sels packt die Neunt­kläss­le­rin­nen der Ehr­geiz.

Gegen 9:50 Uhr heißt es dann: Kurze Pause, ein­mal in das Brot bei­ßen und be­reit ma­chen für die zwei­te Sta­ti­on.

Dann geht es ge­mein­sam zu Fuß über den nach lan­ger Zeit end­lich wie­der be­leb­ten Cam­pus. Ziel des kur­zen Spa­zier­gangs ist das Ro­bert­a­Re­gio­Zen­trum am Fach­be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik. Mit dem in­ter­na­tio­na­len Pro­gramm Ro­ber­ta, das 2002 vom Fraun­ho­fer In­sti­tut in St. Au­gus­tin ins Leben ge­ru­fen wurde, sol­len Mäd­chen auf spie­le­ri­sche und pra­xis­ori­en­tier­te Weise im Um­gang mit Tech­nik und In­for­ma­tik ge­för­dert wer­den.

Teil des Ro­ber­ta-Pro­gramms sind Ro­bo­tik-Kurse – ein sol­cher steht nun auch für die Schü­le­rin­nen der Kie­ler Ge­lehr­ten­schu­le auf dem Plan.

Im Ro­bert­a­Re­gio­Zen­trum an­ge­kom­men, wer­den sie mit den scherz­haft ge­mein­ten Wor­ten „Tut mir leid, dass ich ein Mann bin“ von Mat­thi­as Rie­del be­grü­ßt. Der Ro­ber­ta-Tea­cher er­gänzt mit Ver­weis auf den Titel des Pro­jekts, MIN­T4­girls, dass nor­ma­ler­wei­se seine Kol­le­gin Deike Fietz die Ro­ber­ta-Kurse gebe, sich aber ak­tu­ell im Mut­ter­schutz be­fin­de.

Auf Ti­schen ste­hen große schwar­ze Boxen mit LEGO Mind­s­torms-Schrift­zug. Lap­tops wer­den an die Teil­neh­me­rin­nen ver­teilt. Die Neunt­kläss­le­rin­nen tun sich in Zwei­er- bzw. Drei­er­grup­pen zu­sam­men und öff­nen er­war­tungs­voll die Bau­käs­ten. In den Boxen be­fin­den sich viele Ein­zel­tei­le im be­kann­ten LEGO-De­sign, pas­sen­de Kabel und eine An­lei­tung für den EV3-Ro­bo­ter, der die Ro­ber­ta-Basis bil­det. Und schon kann mit dem Zu­sam­men­bau ge­star­tet wer­den.

Auch Ma­rei­ke Schnei­der und An­ge­la Hau­schildt bauen ge­mein­sam einen Ro­bo­ter zu­sam­men. „Häu­fig zeich­net es sich schon in der ge­mein­sa­men Kon­zep­ti­ons­pha­se im Vor­feld eines Be­suchs am Ju­gend­cam­pus ab, dass die Lehr­kräf­te sich aktiv ein­brin­gen wol­len“, be­rich­tet Sa­bri­na Schön­feld er­freut.

Nach knapp 20 Mi­nu­ten sind alle acht Ro­bo­ter zu­sam­men­ge­baut und be­reit für die Ver­ka­be­lung mit den Lap­tops. Dann geht es auch schon ans Pro­gram­mie­ren. Nach einem kur­zen Theo­rie­teil zur Kon­fi­gu­ra­ti­on der Ro­bo­ter im „Open Ro­ber­ta® Lab“, einer frei ver­füg­ba­ren gra­fi­schen Pro­gram­mier­platt­form, kön­nen die Schü­le­rin­nen di­rekt mit der ers­ten Ak­ti­on star­ten und ein ein­fa­ches Pro­gramm schrei­ben: Die Ro­bo­ter sol­len einen Meter ge­ra­de­aus fah­ren. Dafür ver­wen­den sie die in­tui­ti­ve Pro­gram­mier­spra­che NEPO. Das Ver­ständ­nis für die Grund­la­gen ist schnell da, und Mat­thi­as Rie­del ver­rät ihnen noch einen prak­ti­schen „In­for­ma­ti­ker*innen-Trick“, der unter an­de­rem Wie­der­ho­lungs­schlei­fen nutzt, an­statt jeden Be­fehl ein­zeln zu pro­gram­mie­ren. Auch kom­ple­xe­re Be­we­gungs­mus­ter wie 180°-Dre­hun­gen und Kom­bi­na­tio­nen meh­re­rer Be­feh­le sind kein Pro­blem – und im gan­zen Raum sur­ren die Ro­bo­ter und dre­hen ihre Krei­se.

Nach rund zwei­ein­halb Stun­den ist Sa­bri­na Schön­feld gegen 12:30 Uhr zu­rück im Ro­bert­a­Re­gio­Zen­trum, um den Tag mit einer ge­mein­sa­men Feed­back-Runde aus­klin­gen zu las­sen, bevor die Schü­le­rin­nen den Heim­weg an­tre­ten. Die Mä­dels sind durch­weg be­geis­tert.

Mädchen und Roboter©A. Hau­schildt
Auf der „Test­stre­cke“ zeigt sich, ob die von den Neunt­kläss­le­rin­nen ge­schrie­be­nen Pro­gram­me wie ge­wünscht funk­tio­nie­ren oder ob noch Be­feh­le ver­än­dert wer­den müs­sen.

Schön­feld ist froh, mit Ver­an­stal­tun­gen wie die­ser end­lich wie­der Grup­pen am Ju­gend­cam­pus be­grü­ßen zu kön­nen. „Zum Girls‘ Day hat­ten wir in die­sem Jahr zwar ein di­gi­ta­les An­ge­bot“, er­zählt die Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin. „In Prä­senz sind die Mög­lich­kei­ten, die FH Kiel in­ter­ak­tiv er­fahr­bar zu ma­chen, aber viel grö­ßer.“

Einen aus­führ­li­chen Be­richt über die An­ge­bo­te am Ju­gend­cam­pus fin­den In­ter­es­sier­te im Cam­pus­ma­ga­zin viel.22.

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