ein Lebkuchenherz mit Halloween-Aufschrift© S. Pix

Hal­lo­ween: Von Ir­land über die USA nach Deutsch­land

von Prof. Dr. Harm Band­holz

„Süßes oder Sau­res!“ Heute Abend klop­fen sie wie­der an die Türen. Schau­rig ver­klei­de­te Kin­der, die mit freund­li­chem Nach­druck um Sü­ßig­kei­ten bit­ten. An­ge­sichts der Er­schei­nun­gen als Hexe, Geist oder Vam­pir fällt es schwer zu glau­ben, dass der Name Hal­lo­ween auf ein christ­li­ches Fest zu­rück­geht: den All Hal­low’s Eve, was so viel be­deu­tet wie der Abend vor Al­ler­hei­li­gen. Sei­nen Ur­sprung hat der Brauch al­ler­dings wohl eher in einem kel­ti­schen To­ten­fest, was wie­der­um die Wahl der Kos­tü­me er­klärt.

Eingangstür für Halloween dekoriert©C. Pat­ter­son
Für De­ko­ar­ti­kel zu Hal­lo­ween geben die Men­schen in den USA Mil­li­ar­den Dol­lar aus.

Zu­nächst wurde Hal­lo­ween nur in Ir­land und den ka­tho­li­schen Tei­len Großbri­tan­ni­ens ge­fei­ert. Mit der Aus­wan­de­rungs­wel­le der Iren im 19. Jahr­hun­dert ge­lang­te der Brauch dann in die USA, wo das Fest seine ganz ei­ge­ne Dy­na­mik ent­wi­ckel­te. Mitt­ler­wei­le zählt Hal­lo­ween dort zu einem der zehn An­läs­se mit den höchs­ten Kon­sum­aus­ga­ben – wich­ti­ger noch als der Super Bowl oder der Un­ab­hän­gig­keits­tag am 4. Juli (an­ge­führt wird die Liste vom Ende der Se­mes­ter­fe­ri­en (back-to-col­le­ge) und dem Weih­nachts­ge­schäft).

Nach der pan­de­mie-be­ding­ten Ver­schnauf­pau­se im ver­gan­ge­nen Jahr wol­len es die Ame­ri­ka­ner dies­mal wie­der so rich­tig kra­chen las­sen. Laut Schät­zun­gen des Ein­zel­han­dels­ver­bands wer­den sich die Aus­ga­ben für Hal­lo­ween-Pro­duk­te in 2021 auf sa­gen­haf­te 10,1 Mil­li­ar­den USD be­lau­fen. Das wäre ein neuer Re­kord. Diese Aus­ga­ben ver­tei­len sich zu etwa glei­chen Tei­len auf Kos­tü­me (3,3 Mil­li­ar­den), Sü­ßig­kei­ten (3,0 Mil­li­ar­den) und Deko-Ar­ti­kel (3,2 Mil­li­ar­den). Hinzu kom­men noch Gru­ß­kar­ten im Wert von 0,7 Mil­li­ar­den. Ins­ge­samt wol­len 65 Pro­zent der Ame­ri­ka­ner Hal­lo­ween auf die ein oder an­de­re Weise fei­ern, bei Fa­mi­li­en mit Kin­dern sind es sogar 82 Pro­zent. In den USA sind die Kos­tü­me für Kin­der im Laufe der Zeit üb­ri­gens schon deut­lich we­ni­ger schau­rig ge­wor­den. In die­sem Jahr wird die über­wie­gen­de Mehr­zahl als Prin­zes­sin, Spi­der­man, Bat­man oder als ein an­de­rer Su­per­held gehen. Dar­über hin­aus möch­te jeder fünf­te Haus­halt auch sein Haus­tier ver­klei­den. Hoch im Kurs ste­hen da in die­sem Jahr Kür­bis, Hot Dog oder Hum­mel.

eine Katze verkleidet als Vampir für Halloween©N. Be­ne­dic­to­va
Sogar Haus­tie­re wer­den in den USA zu Hal­lo­ween ver­klei­det.

Nach Deutsch­land kam Hal­lo­ween An­fang der 1990er Jahre. Al­ler­dings dau­er­te es auch da­nach noch zwei Jahr­zehn­te, bis die Ent­wick­lung etwas Fahrt auf­nahm. Das lag wohl zum einen daran, dass es hier­zu­lan­de be­reits Kar­ne­val- bzw. Fa­schings­fes­te gab, an denen man sich ver­klei­det. Zum an­de­ren be­ging man quasi zeit­gleich den Re­for­ma­ti­ons­tag sowie Al­ler­hei­li­gen, und schlie­ß­lich gab es lange Zeit eine große Skep­sis ge­gen­über dem Kom­merz aus den USA. Trotz die­ser Hin­der­nis­se hat sich Hal­lo­ween lang­sam aber si­cher auch bei uns eta­bliert. Ins­be­son­de­re Kin­der und junge Fa­mi­li­en as­so­zi­ie­ren mit dem 31.10. mitt­ler­wei­le we­ni­ger den Re­for­ma­ti­ons­tag als Hal­lo­ween. Damit ein­her geht ein wach­sen­der An­teil von Fa­mi­li­en, die das Gru­sel­fest fei­ern, sowie stei­gen­de Aus­ga­ben für Kos­tü­me, Sü­ßig­kei­ten und De­ko­ra­ti­on. Frei­lich sind die zu­sätz­li­chen Ein­nah­men in Höhe von 320 Mio. Euro, die die deut­schen Ein­zel­händ­ler im Vor­feld von Hal­lo­ween 2019 ver­bu­chen konn­ten, noch ver­schwin­dend ge­ring im Ver­gleich zu den Um­sät­zen auf der an­de­ren Seite des At­lan­tiks. Doch das kann der Han­del auch als Chan­ce an­se­hen. Denn damit Hal­lo­ween in Deutsch­land die glei­che (kom­mer­zi­el­le) Be­deu­tung wie in den USA er­reicht, müss­ten sich hier­zu­lan­de die Aus­ga­ben auf etwa 1,2 Mil­li­ar­den Euro ver­vier­fa­chen. Aber das pas­siert wohl erst, wenn auch wir un­se­re Hunde als Kür­bis, Hot Dog oder Hum­mel ver­klei­den. „Trick or treat!“

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